Zu den Höhepunkten jener Schülerinnen und Schüler, die Rätoromanisch als Maturafach wählen, gehört die Fokuswoche im Oktober des Maturajahres.
So machten sich vier Schülerinnen und ein Schüler zusammen mit Rosi Kurath und Ursin Defuns nach Ladinien auf, um jenes Land in den Dolomiten, das zum Weltnaturerbe erklärt wurde, und dessen Sprache eine Schwester des Rätoromanischen ist, besser kennen zu lernen.
Nosse quis velit
Für die Schülerinnen und Schüler, die Interesse haben und neugierig sind, hat die Woche äusserst viel geboten. Die erste Station machten sie in Müstair wo das Kloster St. Johann zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Referate und Besichtigungen ergänzten das Programm. Den Abend verbrachten sie bereits in Bozen wo schon die erste Besichtigung stattfand.
EURAC – Schulamt – Ötzi
EURAK ist das grösste Forschungsinstitut, das sich mit allen Facetten der Alpen befasst: Berge, Gletscher, Schnee, Lawinen und Mumien (vgl. Ötzi) aber auch mit Menschen, Kultur, Natur und Sprachen der Alpen. Interaktiv und spannend stellte Doktorandin Verena Platzgummer uns das Institut vor, mit Fokus auf die Sprachen Europas, der Alpen und der Ladiner.
Ein klares Bild über das Paritätische Schulsystem des Südtirols und der Ladiner erhielten wir von Dr. Susy Rottonara im Saal des Ladinischen Schulamtes in Bozen. Die mit vielen Preisen ausgezeichnete Komponistin und Sängerin gab uns zudem einen eindrücklichen Einblick in die Welt der Fabelwesen Ladiniens.
Am Nachmittag gab es eine Schnitzeljagd durch Bozen – von Walther von der Vogelweide bis zur Pietà und dem Neptun-Brunnen gab es da viel zu entdecken – und einen Besuch des Archäologischen Museums (auch Ötzi-Museum).
Romeo und Julia in Verona
Der Mittwoch war dem Liebespaar Romeo und Julia gewidmet – englisch und romanisch, von William Shakespeare bis Ursicin G. G. Derungs. Am Originalschauplatz wurden Szenen aus dem Werk in zwei Sprachen rezitiert und am Balkon der Julia durften die Schülerinnen und Schüler ihr ganz persönliches Liebesgedicht in Julias Briefkasten werfen, selbstverständlich auf rosarotem Papier und in Rosis Liebesparfum getränkt.
Museum, Institut Ladin
Am Donnerstag ging es dann so richtig los, die Reise führte die Gruppe nämlich mit einem Privattaxi hinauf in die Täler der Ladiner! Nach einem Zwischenhalt in Brixen ging es über den Lüsen-Pass in die Val Badia nach San Martin de Tor zum Museum Ladin. Direktor Dr. Stefan Planker empfing uns herzlich und gab persönlich einen eindrücklichen Einblick in die Geschichte und Kultur der Ladiner. Unten im Dorf durften wir drei Stunden später Dr. Werner Pescosta vom Ladinischen Kulturinstitut "Micurà de Rü" treffen. Das Institut zur Erhaltung und Förderung der Ladinischen Sprache und Kultur ist in vielen Teilbereichen unterteilt, die uns allesamt sehr beeindruckt haben, die Analog und die Digital!
David Lardschneider
Über dem Grödnerjoch ging es nach St. Ulrich – nach Urtijei, wie es auf Ladinisch heisst – wo unser Freund David Lardschneider uns herzliche empfing. Zuerst in der Redaktion der Usc di Ladins (die Wochenzeitung der Ladiner) dann im Museum Gherdëina und am Sitz der Union Di Ladins De Gherdëina.
Der legendäre, feierlich-festliche Empfang fand aus coronagründen draussen vor der St. Antonius Kapelle statt, wo auch der Gegenbesuch von David und seiner Klasse nach Disentis in die Wege geleitet wurde. Dies wie David unserem Bildungs- und Kulturminister Jon Domenic Parolini kürzlich darlegte ... als perpetuum mobile.
Die Rückreise führte uns durch den Schweizerischen Nationalpark mit Station in Zernez und im Museum des Nationalparks. Danach ging es der Surselva entgegen, müde aber glücklich mit vielen unglaublichen Eindrücken im Herzen.